Arbeitsweise
„Malt mal die Bläue des Meeres!“
Dieser Satz einer Malerin, Kunstpädagogin und -therapeutin am Ostersee im ersten Jahr des neuen Jahrtausends, in dem ich mir eine Auszeit nehmen musste, hatte einen Prozess in Gang gesetzt, der bis heute nachwirkt: die Freiheit tiefste Empfindungen in ihren Wechselwirkungen gestaltend abzubilden.
Mit dem Gebrauch von Leinwand, Steinpapier, Holz als Grundfläche, von Acryl, Tusche, Kreiden, Beize oder Schellack als Malmittel, sorgt die sich einstellende affektive Dynamik des Eindrucks für das Erscheinen des Gefühlsraums, der in der Projektionsfläche des Malgrunds zum Ort wird.
Dabei leiten Neugier am Entdecken von Strukturen, Materialien und Räumen, die aus Farben, Kontrasten und Gesten entstehen den Prozess. Anfängliche “Fehler”, Ausdruck erlernter Sehgewohnheiten und dozierten Kunstverständnisses, werden als Aufforderung wahrgenommen und mit dem Mut zunehmender Selbstakzeptanz wird die ursprünglich wahrgenommene Ungeschicklichkeit und die anfängliche Frustration des Nicht-Könnens in das Verständnis von Kunst als Prozess verankert: “Misserfolge” werden integriert, indem sie als Ausgangspunkt für den nächsten Arbeitsschritt, ein neues Experiment oder eine unerwartete Entdeckung mitunter im Gestaltungsprozess motivieren. Die grundlegende Erfahrung einer rauschhaft erlebten dialogischen Freiheit bilden das künstlerische Prinzip prozessorientierter künstlerischer Strategien.
„Wir wollen den Rausch, wir rufen den Gott.“
Gottfried Benn