Tempora mutantur…



…nos et mutamur in illis, sagt Ovid: Die Zeiten wandeln sich und wir uns in ihnen.
Das wirft Fragen auf. Wohin ändern sich die Zeiten? Warum tun sie es? Was sind die Ursachen dieses Geschehens? Wer ist der Verursacher? Sind wir es etwa? Was haben wir damit zu tun?

Wie Platon war auch Aristoteles überzeugt, dass die tiefste Ursache nicht ihrem Anfang, sondern in ihrem Ende zu suchen sei – in ihrem Telos und Zweck, ihrer endgültigen Aktualisierung, in dem, wonach sie strebten. Diese Annahme – Entelechie – erscheint recht banal, wenn wir sie in eine Kausalität einbetten: weil, wenn, sobald, dadurch, dass ich die Finger von der Tastatur nehme, erscheinen keine Zeichen auf dem Display … Finis origine pendet, das Ende hängt vom Anfang ab. So what?! Ist doch klar. Aus einem verzagten Arsch fährt kein fröhlicher Furz (Luther, nicht ich).

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln, solange sie klein sind, und Flügel, wenn sie grösser werden.“

Sehr schön, diese Forderung, lieber Herr Goethe! Was, wenn die Eltern diesem bejahenswerten Gedanken nicht nachkommen!? – Kann ich mich dann hinter meinen nach oben gekehrten Handflächen verstecken? Nicht ich bin schuld, sie waren`s.
Das wäre die Kausalitätskette wie wir sie kennen und in der Natur erkennen können.

Aber das ist nur eine Seite der Wahrheit. Wenn jedes Sein aus Werden entsteht, dann „benötigen“ – was uns erst einmal nicht bewusst ist – wir selber gemäß dem in uns angelegten Werdungsauftrag die Vorgaben, die uns zu unserem Ziel (Werdungsauftrag) führen können.

In der Welt hinter der Welt, in der es „unscharf“ und „relativ“ zugeht, könn(t)en wir die Analogie erkennen. Nur, wer versteht schon etwas von Quantenphysik!

Die großen Eingeweihten aller Zeiten konnten das in Musik, Worten, Bildern ausdrücken…

Man muss nur stille werden – und hören – und hin fühlen – und schauen (nicht sehen!)

Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten;
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen:
Denn was innen das ist außen.
So ergreifet ohne Säumnis
Heilig öffentlich Geheimnis.

Freuet euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles:
Kein Lebendiges ist ein Eins,
Immer ist’s ein Vieles.

Epirrhema, Goethe, 1827

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