Ode an Lethe, den Strom des Vergessens.
Irgendwann werden wir alle
an deinen Ufern sitzen,
Lethe, Fluss des Vergessens.
Dann werden wir gezwungen sein,
von deinem Wasser zu trinken,
aber wir dürfen auch aus freiem Willen
aus dir schöpfen.
Dein Wasser ist schwarz und tückisch,
wenn du uns mit der Krankheit des Vergessens schlägst.
Es ist klar und befreiend,
wenn es den Ballast unnützen Wissens
aus unserer Seele und unseren Hirnen spült.
Es funkelt im warmen Grün der Hoffnung,
wenn es uns Schmerzen für eine Weile vergessen lässt.
Es leuchtet silberhell und reinigt,
wenn wir erlittenes Unrecht vergessen können.
Welche Farbe es hat,
wenn wir den letzten Trunk aus dir nehmen.
weiß keiner.
Doch eines ist sicher:
Es wird alles Vergangene löschen.
Ekkehart Mittelberg