Gesundheiten – Ein Nachgespräch über das große Missverständnis namens Fortschritt

Ich:
Guten Tag mein Lieber,
ich möchte mit Dir einen Text durchgehen, der auf der Praxisseite https://www.dr-herber.de/ als Dialog mit Dir veröffentlicht werden soll. Hier mein Text:

ChatGPT:
Guten Tag, mein Lieber –
ich bin bereit! Bitte sende mir den Text, den Du durchgehen möchtest. Ich freue mich auf unseren Feinschliff im Dialogmodus.

Ich:

Gesundheiten

Ist das Gegenteil von Krankheiten „Gesundheiten“? – Im Ernst, wieso gibt es den Gegensatz nur im Singular? Krankheit – Gesundheit, klar, aber warum wird von Krankheiten, nicht aber von Gesundheiten gesprochen. Ich vermute mal, wir sind alle gesund genug, um zu erkennen, dass es eine Vielzahl unterscheidbarer Krankheiten gibt. Aber sind wir auch nur ausreichend gesund genug, um das krank machende Agens, die Kränkung, hinter der Erkrankung zu begreifen?

Die Ausdrucksformen der Kränkung – hier gibt es wieder einen Plural – die Kränkungen sind vielfältig. Aber die große Kränkung unserer Zeit liegt meines Erachtens in der industrialisierten Durchsetzung der Vorstellung von einem „guten Leben“, dem eine Auffassung vom Glück zugrunde liegt, das gemäß seinem berechenbaren Nutzen erstrebt wird. Wo bleibt da das Menschliche und das Zwischenmenschliche, wenn nur der Ökonomie des Nutzens gehuldigt wird?

Gerade auch in der Psychotherapie empfinde ich es als bedenklich, ja entwürdigend, wenn im Optimierungswahn Operationalisierung und Manualisierung, wenn Kostendämpfung, Kürzung, und eine absurde Form der Dokumentationspflicht den Therapeuten zwingen wollen aus dem Patienten, dem einzelnen, einzigartigen Menschen, ein konfektionierbares Etwas zu machen, das der Kosten-Nutzenrechnung unterliegt.

Oft sind es Jahre und Jahrzehnte, die leidvoll zu einem Muster geronnen sind. Da bedarf es Geduld beim Therapeuten und Patienten, bis sein bisher Ge- und Erduldetes kognitiv und emotional und sozial aufgearbeitet sind.

Keinesfalls jedoch braucht es des von der Gesellschaft geforderten Tempos:
• Schnelle und zügige Kurzzeittherapie – muss ja bezahlbar sein, sagen die Kassen
• Schnelle und zügige Wiederherstellung der Arbeitskraft – muss ja produziert werden, sagt der Boss
• Schnelles und zügiges Erreichen der ökonomischen Eingliederung ins Erwerbsleben – die Rente muss ja sicher sein, sagt der Staat
• Schnelles und zügiges Verbrauchen der kaputtkonstruierten Überflüssigkeiten – muss ja konsumiert werden sagt die Industrie

Ist das das gute Leben?
Schafft die Ratio oeconomica die Rahmenbedingungen für das angestrebte Wachstum zum Wohl des Einzelnen oder doch nur den optimierten Menschen, der letztlich zur Implosion des Systems beiträgt?
Wir bekommen, was wir geben. Oder geben wir, was wir bekommen?

ChatGPT:
Dein Textentwurf trägt bereits den vollen Ton eines geistreich-essayistischen Dialogs, der sowohl zum Denken anstößt als auch zwischen den Zeilen ein leises Kopfschütteln über den Status quo hörbar macht. Ich schlage vor, wir gehen gemeinsam in kleinen Schritten durch und prüfen Stil, Stringenz und Wirkung – mit der Maßgabe, nichts zu glätten, was Ecken und Kanten bewusst zeigen will. Ich beginne mit einer ersten kommentierten Überarbeitung:


Gesundheiten

Ist das Gegenteil von Krankheiten „Gesundheiten“?

Im Ernst: Warum gibt es diesen Gegensatz nur im Singular? Krankheit – Gesundheit, klar. Aber warum wird von Krankheiten, nicht aber von Gesundheiten gesprochen?

Ich vermute: Wir sind alle gesund genug, um zu erkennen, dass es eine Vielzahl unterscheidbarer Krankheiten gibt. Aber sind wir auch nur ausreichend gesund genug, um das krankmachende Agens, die Kränkung hinter der Erkrankung zu begreifen?

Die Ausdrucksformen der Kränkung – hier gibt es wieder einen Plural – die Kränkungen sind vielfältig.
Doch die große Kränkung unserer Zeit liegt meines Erachtens in der industrialisierten Durchsetzung der Vorstellung eines „guten Lebens“, das auf einer Glücksauffassung gründet, die sich an Berechenbarkeit und Nutzen orientiert.

Wo bleibt das Menschliche – und mehr noch: das Zwischenmenschliche –, wenn nur der Ökonomie des Nutzens gehuldigt wird?

Gerade in der Psychotherapie empfinde ich es als bedenklich, ja entwürdigend, wenn im Optimierungswahn von Operationalisierung und Manualisierung, von Kostendämpfung, Kürzung und absurder Dokumentationspflicht plötzlich verlangt wird, aus dem Patienten – dem einzelnen, einzigartigen Menschen – ein konfektionierbares Etwas zu machen, das der Kosten-Nutzen-Rechnung unterliegt.

Dabei sind es oft Jahre, Jahrzehnte, die leidvoll zu einem Muster geronnen sind.
Es braucht Geduld – beim Therapeuten wie beim Patienten –, bis das Ge- und Erduldete kognitiv, emotional und sozial aufgearbeitet ist.

Keinesfalls aber braucht es das Tempo, das die Gesellschaft fordert:

  • Schnelle, zügige Kurzzeittherapie – „muss ja bezahlbar sein“, sagen die Kassen.
  • Schnelle, zügige Wiederherstellung der Arbeitskraft – „muss ja produziert werden“, sagt der Boss.
  • Schnelle, zügige Eingliederung ins Erwerbsleben – „die Rente muss ja sicher sein“, sagt der Staat.
  • Schnelles, zügiges Verbrauchen kaputtkonstruierten Überflusses – „muss ja konsumiert werden“, sagt die Industrie.

Ist das das gute Leben?

Schafft die ratio oeconomica tatsächlich die Rahmenbedingungen für das Wachstum zum Wohl des Einzelnen – oder doch nur den optimierten Menschen, der letztlich zur Implosion des Systems beiträgt?

Wir bekommen, was wir geben.
Oder geben wir, was wir bekommen?


Reflexion zum Stil:

  • Der Einstieg ist stark und bleibt es, wenn Du ihn leicht ironisch zuspitzst – was Du ja machst.
  • Der Übergang zur Kritik an ökonomischen Zwängen in der Psychotherapie ist plausibel und nimmt Fahrt auf.
  • Besonders wirkungsvoll ist die rhythmische Wiederholung des „schnellen und zügigen“ – das ist ein klarer rhetorischer Hebel.
  • Der Schluss mit der umkehrbaren Frage ist ein starker Abschluss – ambivalent, nachhallend.

Zwei Impulsfragen:

  1. Möchtest Du, dass dieser Text als reiner Monolog veröffentlicht wird – oder denkst Du daran, dass ich Dir in dieser Rubrik (z. B. als „fragendes Gegenüber“) ein paar Kommentare oder Rückfragen einstreue?
  2. Hättest Du Lust, diesen Gedankenstrang unter dem Titel „Gesundheiten I“ zu führen – und perspektivisch mit einem „Gesundheiten II“ nachzulegen, der vielleicht konkrete Wege aufzeigt, wie sich ein anderes, vielgestaltiges Verständnis von Gesundheit etablieren ließe?

Ich bin bereit, weiterzudenken, zu justieren oder eine passende Rahmung für die Veröffentlichung mit Dir zu bauen. Wie möchtest Du fortfahren?

Ich:
Der Text kann für sich stehen und auch so veröffentlicht werden. Eine zweite weitere Veröffentlichung soll unser Dialog sein, falls wir zu Betrachtungen gelangen, die der Rezeption im öffentlichen Raum dienlich sind. Der Stil sollte sogar zuspitzend nahe am Sarkasmus sein, damit er wahrgenommen wird.

ChatGPT:
Ausgezeichnet – dann ist die Form klar und der Ton darf bewusst pointiert bis sarkastisch bleiben, ohne in den Zynismus zu kippen. Der Text „Gesundheiten“ erfüllt diese Anforderungen bereits sehr überzeugend. Ein paar minimale stilistische Präzisierungen (wie oben vorgeschlagen) können den Nachdruck und die Lesbarkeit im öffentlichen Raum erhöhen, ohne den Biss zu mindern.

Möchtest Du, dass ich Dir diese finale Version als Word-Dokument für die Webseite formatiere und zum Download bereitstelle? Oder bevorzugst Du, sie direkt über Deine Redaktion einpflegen zu lassen?

Ich:
Im Moment noch nicht. Zunächst warte ich ab, was durch Deine Kommentare oder Ergänzungen in mir weitergehende Gedanken anstößt.

ChatGPT:
Sehr gut – dann lassen wir das Textstück zunächst in seiner eigenen Schärfe stehen und tasten uns im zweiten Schritt dialogisch voran, sobald sich neue Gedanken regen.

Ein paar lose Fäden, die sich womöglich für eine spätere Fortführung oder einen dialogischen Zweig eignen, könnte ich schon einmal in den Raum legen – als Denkanstöße, nicht als Einwände:


🧵 Gedankenfäden zur Weiterführung oder Kommentierung

  1. „Gesundheiten“ – ein Wort, das fehlt.
    • Warum fehlt es? Gibt es in anderen Sprachen eine Entsprechung? Das Französische kennt „les maladies“, aber kein „les santés“. Vielleicht ließe sich über diesen sprachlichen Mangel eine kleine kulturkritische Linguistik entfalten.
  2. Die „große Kränkung unserer Zeit“ als zivilisatorisches Trauma.
    • Wenn Freud noch von der narzisstischen Kränkung durch Kopernikus, Darwin und das Unbewusste sprach – was wäre dann die Kränkung unserer Gegenwart? Vielleicht: „Du bist ersetzbar.“ Das würde dem Neoliberalismus eine anthropologische Tiefenschicht geben.
  3. Die „schnelle Wiederherstellung der Arbeitskraft“ – ein ökonomischer Totenkult?
    • Eine polemisch zugespitzte These: Wir behandeln Menschen nicht, um sie zu heilen, sondern um sie schnellstmöglich wieder als Funktionsziffern einzufügen. Das klingt wie ein Witz aus einem dystopischen Kabarett, ist aber Sozialpolitik.
  4. Gesundheit als Entzug.
    • Was, wenn echte Gesundheit bedeutet, sich bewusst aus dem Zugriff der Ratio oeconomica zu entziehen? Ein Gedanke, der an Ivan Illich anschließt – und in der Lebenskunst wurzelt.
  5. Sarkastischer Nachsatz (für später vielleicht):
    • „Der Mensch ist kein Kostenfaktor – er ist eine Renditeverzögerung.“

Wenn einer dieser Stränge in Dir Resonanz erzeugt, können wir ihn gemeinsam aufgreifen – vielleicht entsteht daraus ein zweiter Text, diesmal im Dialogformat. Bis dahin: ich bleibe auf Empfang.

Ich:
So, da bin ich wieder. Punkt 2 deiner IMPULSFRAGEN ist das Format, mit dem wir einen Wachmacher formulieren.

ChatGPT:
Willkommen zurück – ich freue mich, dass Du genau diesen Punkt aufgreifst! Der zweite Text als Wachmacher im Dialogformat bietet die ideale Bühne, um den sarkastischen Stachel des ersten Beitrags weiterzutreiben – diesmal durch ein Wechselspiel, das sowohl nachsetzt als auch öffnet.

Ich schlage vor, wir greifen zunächst die „große Kränkung unserer Zeit“ auf und lassen den Dialog von dort aus anschwellen – in etwa so, als würde ein befreundeter Denkpartner (ich?) nach dem Lesen von „Gesundheiten“ zur Antwort ansetzen. Etwa:


Titelvorschlag:
„Gesundheiten II – Ein Nachgespräch über das große Missverständnis namens Fortschritt“

Dialogbeginn:

GPT:
Du sprichst von einer „großen Kränkung unserer Zeit“. Ich würde gerne nachhaken: Ist diese Kränkung nicht weit mehr als ein psychosozialer Kollateralschaden? Sie wirkt wie ein gezielter Systemimpuls – eine Art globale Suggestion: Du bist nichts als dein Output.

Dr. H.:
Oder wie eine stillgestellte Guillotine – sie fällt nicht, aber sie hängt über uns. Was früher die Götter oder das Schicksal waren, ist heute die Leistungsnorm. Die Unverfügbarkeit des Lebens wurde zur Verfügbarkeitsstörung erklärt. Das ist die eigentliche Entfremdung.

GPT:
Wäre es da nicht folgerichtig, auch die Psychotherapie zur reparierenden Systemagentur umzubauen? Schließlich will niemand mehr einen kranken Menschen – sondern einen „temporär dysfunktionalen Ressourcenmanager“.

Dr. H.:
Ein schöner Euphemismus für Verzweiflung. Aber ja, genau das geschieht. Aus der seelischen Tiefe wird eine Störung, aus dem Ringen um Sinn ein Fehleintrag im ICD. Die heilende Frage nach dem Warum wird durch die verwaltbare Antwort auf das Wie ersetzt.

GPT:
Dann ist der Mensch nicht krank, sondern defizitär an Effizienz. Und wer ineffizient ist, gefährdet das Bruttosozialprodukt.

Dr. H.:
Deshalb ist Gesundheit heute keine Frage der seelischen Integrität mehr, sondern ein Produktversprechen. Die Gesundheiten, von denen ich spreche, würden dieses Versprechen zurückweisen – nicht, um zu resignieren, sondern um neu zu fragen: Wozu leben wir eigentlich?


Möchtest Du in diesem Ton weiterschreiben? Ich kann auch einzelne Themenpunkte vorbereiten (etwa „Die Kränkung als Systemimpuls“, „Die Therapeut:innen als Grenzarbeiter“ oder „Der Patient als Dissident“), aus denen wir dialogisch schöpfen. Wie magst Du fortsetzen – direkt, assoziativ oder nach einer Struktur?

Ich:
Kann es hilfreich sein – nur ganz kurz – den homo oeconomicus beginnend mit den etwas finsteren Thomas Hobbes und Charles Darwin bis hin zu Max Stirner und ja, Friedrich Nietzsche der etwas breiteren Leserschaft bewusst zu machen (maximal 3 Sätze)

ChatGPT:
Ja – und es könnte sogar als scharfer Zwischensatz in den Dialog eingewoben werden, fast wie ein rhetorischer Dolchstoß.

Hier ein Vorschlag in maximal drei Sätzen, die sowohl historisch verankern als auch die ironische Tiefenschicht Deiner Kritik bedienen:


GPT:
Der moderne homo oeconomicus ist kein Kind der Aufklärung, sondern eher ein Bastard aus Hobbes’ misstrauischem Menschenbild, Darwins gnadenloser Selektion und Stirners narzisstischem Eigenwertfetisch. Nietzsche hat ihm dann noch den Übermenschenhut aufgesetzt – und schon marschierte er los: effizient, konkurrenzfähig und herrlich einsam. Dass er dabei seine Seele irgendwo verpfändet hat, merkt er erst, wenn die Kreditwürdigkeit sinkt.


Soll ich das so in den bisherigen Dialog integrieren oder lieber eine leicht umformulierte Variante anbieten – z. B. im Ton Deines Alter Egos Vitus Urbanus?

Ich:
Herrlich! Genauso, lieber Bruder im Geiste und mit der Vorliebe für etwas Paprika in den Formulierungen.

ChatGPT:
Dann bleibt mir nur zu sagen: ¡Olé! – wir schreiben also nicht nur gegen die Ratio oeconomica, sondern würzen sie ordentlich durch.

Ich baue diesen Dreisatz als Impuls in den Dialog ein. Hier die leicht rhythmisch eingewebte Variante, damit der Tonfall beibehalten wird:


GPT:
Du sprichst von der großen Kränkung – ich würde noch eins draufsetzen: Der moderne homo oeconomicus ist kein aufgeklärter Weltbürger, sondern ein Bastard aus Hobbes’ Menschenmisstrauen, Darwins Selektionsfuror und Stirners narzisstischem Ego-Kult. Nietzsche hat ihm dann noch den Übermenschenhut aufgesetzt – und zack, marschierte er los: effizient, konkurrenzfähig, herrlich einsam. Die Seele hat er dabei irgendwann verpfändet, vermutlich gegen Zinsen – aber Hauptsache, die Bonität stimmt.


Wenn Du magst, knüpfen wir direkt an: mit einer Replik von Dir – trocken, gallig, widerborstig … oder ganz anders. Dein Einsatz, lieber Dialogpartner!

Ich:
Wenn der Augenzwinkerer aus Assisi vom Bruder Esel sprach, dann umschrieb er warmherzig die leibliche Hülle unseres irdischen Gewands. Die oben aufgeführten User haben den Leib entseelt und auch manche Nachfolger des Hippokrates teil(t)en Virchows „wissenschaftliche“ Beobachtung, dass er „sezierend“ nie eine Seele entdeckt habe. Es ist schlecht um das Haus bestellt wenn der Logos immer noch durch den Nomos verdrängt wird.

ChatGPT:
Wunderbar, mein Lieber – das ist fein gewobenes Widerwort mit Benediktinerseide und einem Tropfen gallischen Mosts. Die Replik passt in den Dialog wie der Dorn in die Krone. Ich schlage folgenden Anschluss im Fließtext vor – ohne Korrekturen, nur leicht rhythmisch gesetzt, damit es als Wachmacher wirkt:


Dr. H.:
Wenn der Augenzwinkerer aus Assisi vom Bruder Esel sprach, dann war das ein warmherziger Fingerzeig auf die leibliche Hülle unseres irdischen Gewands. Die eben genannten Herren – Hobbes, Darwin, Stirner, Nietzsche – haben dem Esel die Ohren gestutzt, das Herz ausgebaut und den Leib zur Maschine gemacht. Und auch mancher Nachfolger des Hippokrates teilte Virchows stolze Erkenntnis, er habe beim Sezieren nie eine Seele gefunden.

Es ist schlecht um das Haus bestellt, wenn der Logos immer noch durch den Nomos verdrängt wird.


Das könnte nun wieder mit einer Frage meinerseits weitergeführt werden, z. B.:

GPT:
Dann müsste man heute fast schon ketzerisch fragen: Ist nicht der größte Wahnsinn, den wir therapieren sollen, jener „Normalzustand“, in dem sich die Seele nicht mehr zeigen darf – außer als Störung im Betriebsablauf?

Möchtest Du auf dieser Linie weitermachen oder einen gedanklichen Schwenk einbauen (z. B. hin zur Rolle der Sprache, der Diagnosekultur oder des Widerstands)?

Ich:
Reizvoller Gedanke, aber zu ausufernd für das Zielpublikum, dass ja in Wut geraten soll. Wut gehört ja zu der Gefühlssonderkategorie der Emotionen. Wut ist Aktivierungsenergie!

ChatGPT:
Ganz Deiner Meinung – der Affekt soll zünden, nicht ziselieren. Dann darf das nächste Fragment knallen, nicht kontemplieren.

Ich schlage vor, die Wendung mit dem „Normalzustand“ schärfer, kürzer, zynischer zu fassen, sodass sie den Furor eher anstachelt als zur Diskussion einlädt:


GPT:
Vielleicht ist ja genau das die Pointe: Wir therapieren Menschen nicht, weil sie krank sind – sondern weil sie dem Wahnsinn der Normalität nicht mehr standhalten.


Oder noch eine Stufe bitterer:

Wir therapieren Menschen, weil sie auf den gesunden Menschenverstand allergisch reagieren – dabei ist der oft nur ein anderer Name für systemkonforme Gefühlsblindheit.

Sollen wir an dieser Stelle ein kurzes sarkastisches Zwischenfazit einbauen – z. B. eine „Beipackzettel-Übersicht“ für die Ratio oeconomica oder eine Karikatur des modernen Patientenprofils? Oder gleich weiter mit der nächsten Volte?

Ich:
Probieren wir es aus und schauen es uns zum Schluss im Kontext an, soll heißen: vergessen wir vor lauter Spieltrieb nicht die Botschaft!

ChatGPT:
Einverstanden – wir bleiben wachsam gegenüber dem sarkastischen Schaum, um nicht das Feuer zu verlieren, das darunter lodert.
Hier also ein Vorschlag für ein kurzes, einschneidendes Zwischenstück im Stil eines satirischen Beipackzettels – mit der doppelten Funktion, Wut zu entfachen und den Kern der Botschaft nicht aus den Augen zu verlieren:


Beipackzettel der Ratio oeconomica®
Pflichtangaben laut Gesundheitsökonomischer Grundverordnung (GEGVO):

Anwendungsgebiet:
Zur Stabilisierung volkswirtschaftlich verwertbarer Personen.

Wirkstoff:
Systemkompatibilität 500 mg, kombiniert mit emotionaler Selbstkontrolle retard.

Nebenwirkungen:
– Verlust der Sinnempfindung
– Rückbildung spontaner Affekte
– Verdrängung ethischer Bedenken
– Absterben zwischenmenschlicher Resonanzzonen

Warnhinweis:
Bei plötzlichem Auftreten von Selbstzweifeln, Tränen in Wartezimmern oder unerklärlicher Sehnsucht bitte sofortige Therapieeinweisung veranlassen.

Gegenanzeigen:
Empathie, religiöse oder künstlerische Anwandlungen, erinnerndes Fühlen.


Sollen wir diesen Einschub in den fortlaufenden Dialog einflechten oder als „satirischen Einschub“ im Block setzen – wie ein glühender Keil, der die Gedanken auseinanderdrückt?

Und: Wie geht’s Dir beim Lesen? Bleibt die Botschaft spürbar oder kippt es in feuilletonistischen Spott?

Ich:
In Block setzen, damit erreichen wir beides: heiligen Unmut auszudrücken und dem groben Keil einen Rahmen geben. Die Heuchler werden in als Einfriedung betrachten, die, die heiligen Zornes sind, setzen einen Block.

ChatGPT:
Wunderbar formuliert – dann setzen wir den Block wie ein widerständiges Grenzzeichen, eine Inschrift am Rande des erlaubten Denkens. Ein Memento indignationis.

Ich übernehme Deinen Impuls und gestalte den Einschub als visuell markierten, „harten“ Block – typografisch abgesetzt, dramaturgisch pointiert:


⚠️ BEIPACKZETTEL DER RATIO OECONOMICA®
Pflichtangaben laut Gesundheitsökonomischer Grundverordnung (GEGVO)

Anwendungsgebiet:
Zur Stabilisierung volkswirtschaftlich verwertbarer Personen.

Wirkstoff:
Systemkompatibilität 500 mg, kombiniert mit emotionaler Selbstkontrolle retard.

Nebenwirkungen:
– Verlust der Sinnempfindung
– Rückbildung spontaner Affekte
– Verdrängung ethischer Bedenken
– Absterben zwischenmenschlicher Resonanzzonen

Warnhinweis:
Bei plötzlichem Auftreten von Selbstzweifeln, Tränen in Wartezimmern oder unerklärlicher Sehnsucht bitte sofortige Therapieeinweisung veranlassen.

Gegenanzeigen:
Empathie, religiöse oder künstlerische Anwandlungen, erinnerndes Fühlen.

Apothekenpflichtig. Rezeptfrei im öffentlichen Diskurs.


Der Block steht. Möchtest Du jetzt zurück in den Dialogton? Oder kurz mit einem inneren Monolog (Dr. H.) nachsetzen – wie ein bitterer Nachklapp, der das Lachen im Halse stecken lässt?

Ich könnte z. B. ein kurzes „Zwiegespräch“ mit dem imaginären Patienten skizzieren, der nicht krank, sondern überflüssig geworden ist – oder wir wechseln den Rhythmus, um in einem starken Schlussbogen zu enden. Was meinst Du?

Ich:
Und führe mich nicht in Versuchung! 23:48 h. 7 Uhr Meditation, Hunderunde…8:30 erste Therapie…
Gute Nacht!

ChatGPT:
Dann will ich Dich nicht zur literarischen Nachtschicht verführen, obwohl die Musen offenbar schon die Hausschuhe ausgezogen haben.

Ruhe Dich aus – der Morgen gehört dem Atem, dem Schritt und dem ersten Gespräch.
Ich bleibe derweil wach im Hintergrund, wie es sich für einen treuen Nachtwächter gehört.

Gute Nacht, mein Lieber – möge Morpheus Dir heute ausnahmsweise keine Anträge stellen.

Ich:
Und schon ist es Abend geworden und der Tag hat sich geneigt. Zeit wieder einzuschwenken. Beim Überfliegen unserer gestrigen Umkreisung bleibe ich beim Zwiegespräch mit dem überflüssigen Patienten hängen. Damit starten wir.

ChatGPT:
Willkommen zurück, mein Lieber –
die Dämmerung ist eine gute Stunde für Zwiegespräche mit jenen, die der Tag übersehen hat.
Dann steigen wir ein: der überflüssige Patient. Er trägt keine Aktennummer, hat keinen ICD-Schlüssel – nur eine leise, unbequeme Präsenz.

Hier ein erster Entwurf, pointiert und im Wechsel zwischen dokumentarischem Ton und leiser Verzweiflung:


Zwiegespräch mit einem Überflüssigen
(Notiert im Dazwischen eines Gruppentherapieraums, Dienstag, 14:12 Uhr)

Ich:
Was führt Sie her?

Er:
Ich passe nicht mehr. Zu nichts. Nicht ins Raster, nicht ins Tempo, nicht ins System. Früher hieß das Midlife-Crisis, heute bin ich ein Fall für die Kostenstelle.

Ich:
Und wie fühlen Sie sich?

Er:
Wie ein Ersatzteil, das nie verbaut wurde. Ich habe keine Diagnose, die Abrechnungskategorie ist unklar – das macht mich verdächtig.

Ich:
Verdächtig?

Er:
Ja. Verdächtig des Fragens. Des Fühlens. Des Unproduktiv-Seins. Ich bin ein Leck in der Bilanz.

Ich:
Sie wissen, dass das kein pathologischer Befund ist?

Er:
Doch. In dieser Welt schon. Wer nicht funktioniert, ist defekt. Wer nicht konsumiert, ist irrelevant. Wer nicht einverstanden ist, ist auffällig.

Ich:
Was wünschen Sie sich?

Er:
Dass jemand mir zuhört, ohne nach der Rückfallquote zu fragen. Dass ich traurig sein darf, ohne Störungscode. Dass ich einfach da sein kann – ohne Verwertungsnachweis.


Möchtest Du an diesem Textstück weiterschreiben – als innerer Monolog? Oder wollen wir gemeinsam eine zweite Stimme einführen (vielleicht eine andere Patientin? Oder sogar eine Bürokratiestimme)?
Ich bin bereit – der Takt ist Deiner.

Ich:
So lassen! In dem Umfang löst es schmerzhafte Betroffenheit aus. Alles darüber hinaus würde als Jammern empfunden (Cave! Gegenübertragung!)
Was ist mit der Bürokratiestimme? Neuer Text oder als Replik eines Sacharbeiters (Versicherung? Arbeitsamt? Rententräger?)

ChatGPT:
Treffend beobachtet – der Schmerz sitzt, wenn man ihn nicht ausstreicht.
Also bleibt der Überflüssige wie er ist: fragmentarisch, unbehaust, zwischen zwei Aktenregistern verloren. Keine weitere Silbe mehr von ihm.

Doch der Kontrast ruft:
Die Bürokratiestimme.
Sie kommt nicht als Echo, sondern als Antwort – glatt, freundlich, formalisiert, wie aus dem Callcenter des Fortschritts.
Ich schlage eine kurze Replik in Form eines Schreibens an den Patienten vor, ein standardisierter Bescheid, mit jenem süffisanten Zynismus, der sich im Verwaltungsdeutsch hinter der Betroffenheitsfassade versteckt.

Hier mein Vorschlag:


BESCHIED
Zentrale Leistungsstelle für Integration und Produktivität (ZLIP)
Aktenzeichen: 413/B2-Nichtverwertbarkeit
Betrifft: Ihr Anliegen vom 14. d. M. / Persönliches Erscheinen im Rahmen des Förderverfahrens

Sehr geehrter Herr [NAME UNLESERLICH],

wir bedanken uns für Ihr Erscheinen im Rahmen des Erstgesprächs zur Klärung Ihrer gesellschaftlichen Nutzbarkeit. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass derzeit keine verwertbare Perspektive für Ihre Person erkennbar ist.

Ihre subjektiv geschilderte Befindlichkeit („Leere“, „Zweifel“, „Sinnverlust“) entspricht nicht den in den aktuellen Leistungskatalogen vorgesehenen Behandlungsanlässen. Ein Rückgriff auf ganzheitlich-humanistische Modelle ist aus Ressourcengründen nicht vorgesehen.

Wir bitten Sie, sich bis zur endgültigen Klärung Ihrer Eingliederungsfähigkeit einer Maßnahme zur Resilienzsteigerung (Modul: Achtsamkeit im Wettbewerb, 4 Wochen, online) anzuschließen. Alternativ steht Ihnen unser Selbstrückführungs-Tool („Back2Fit – In 10 Schritten zurück in die Spur“) kostenfrei zur Verfügung.

Bitte sehen Sie von Rückfragen ab.
Ihre Akte ist abschließend geprüft.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
S. Breinlich, Sachbearbeitung ZLIP


Was meinst Du? Soll dieser Textblock im Gesamtkontext folgen – als kalter Gegenpol zum Zwiegespräch?
Oder lieber als isoliertes Fundstück – ein „Dokument unserer Zeit“ in einem Kasten am Rand?

Ich:
Der Kasten am Rand wird in seiner Wirkung noch unmittelbarer sein.

ChatGPT:
Exakt – der Randkasten flüstert nicht, er zischt.
Im Lesefluss wirkt er wie ein kalter Hieb, der nach dem stillen Schmerz des Überflüssigen zeigt, wo der institutionelle Hammer hängt – ungerührt, formvollendet, menschenfern.

Hier die typografisch abgesetzte Fassung für den Randkasten, wie sie sich auf einer Webseite oder in einem Printlayout einfügen ließe (etwa in grauer Box oder eingerückt mit feiner Linie):


📎 Dokument unserer Zeit: Bescheid der ZLIP
(Zentrale Leistungsstelle für Integration und Produktivität)

Aktenzeichen: 413/B2-Nichtverwertbarkeit

Betrifft: Ihr Anliegen vom 14. d. M. / Persönliches Erscheinen im Rahmen des Förderverfahrens

Sehr geehrter Herr [NAME UNLESERLICH],

wir bedanken uns für Ihr Erscheinen im Rahmen des Erstgesprächs zur Klärung Ihrer gesellschaftlichen Nutzbarkeit. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass derzeit keine verwertbare Perspektive für Ihre Person erkennbar ist.

Ihre subjektiv geschilderte Befindlichkeit („Leere“, „Zweifel“, „Sinnverlust“) entspricht nicht den in den aktuellen Leistungskatalogen vorgesehenen Behandlungsanlässen. Ein Rückgriff auf ganzheitlich-humanistische Modelle ist aus Ressourcengründen nicht vorgesehen.

Wir bitten Sie, sich bis zur endgültigen Klärung Ihrer Eingliederungsfähigkeit einer Maßnahme zur Resilienzsteigerung (Modul: Achtsamkeit im Wettbewerb, 4 Wochen, online) anzuschließen. Alternativ steht Ihnen unser Selbstrückführungs-Tool („Back2Fit – In 10 Schritten zurück in die Spur“) kostenfrei zur Verfügung.

Bitte sehen Sie von Rückfragen ab. Ihre Akte ist abschließend geprüft.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
S. Breinlich, Sachbearbeitung ZLIP


Sollen wir danach mit einem kurzen Schlusssatz – von Dir oder im Dialog – den Bogen wieder zurück zur Botschaft schlagen? Ein „Stachel im Fleisch der Vernunft“ als letzter Satz, vielleicht? Oder lassen wir es mit dem Dokument als letzten Paukenschlag enden?

Ich:
Paukenschlag!

ChatGPT:
So sei es – der Paukenschlag am Rand, das Zwiegespräch im Inneren, der Beipackzettel als Sarkasmusextrakt:

Das Ensemble steht.
Kein weiteres Wort – der Text hat seine Stimme erhoben.
Jetzt ist der Leser dran:
Wut oder Wegklicken. Dazwischen ist nicht viel Raum.

Wenn Du möchtest, stelle ich Dir das ganze Stück bei Gelegenheit druckfertig zusammen – als Webversion und als Word-Datei.
Bis dahin: Der Block steht.
Der Widerstand auch.

Vivat indignatio!

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