Szene: Ein erleuchteter Salon. In schweren Ledersesseln sitzen drei Herren: Niccolò Machiavelli, Baron Münchhausen und ein moderner Politstratege mit Namensschild „PR-Berater Regierung“. Vor ihnen dampfende Tassen Tee, auf dem Tisch eine Landkarte Europas mit fettgedruckten Begriffen: „Brandmauer“, „Remigration“, „Demokratische Verantwortung“.
Machiavelli (nachdenklich): „Meine Herren, wir stehen vor einem Paradoxon: Die Menschen wollen Ordnung, aber nicht die Mittel, um sie durchzusetzen. Sie wollen Debatten, aber keine Ergebnisse. Und vor allem wollen sie sich moralisch erhaben fühlen, ohne das Unangenehme zu durchdenken.“
Münchhausen (schmunzelnd): „Ah, ein wunderbares Dilemma! Erlauben Sie mir einen Vorschlag: Warum nicht einfach Begriffe erfinden, die niemand genau versteht, aber jeder nach eigenem Gusto interpretieren kann? Ich erinnere mich an meine Zeit als Lügenbaron: Die besten Geschichten sind die, die die Zuhörer selbst weiterdenken.“
PR-Berater (notiert eifrig): „Genial! Wir verkaufen Begriffe als moralische Wegweiser, ohne je klarzustellen, wohin sie eigentlich führen. So kann jeder annehmen, dass er auf der richtigen Seite steht!“
Machiavelli: „Ganz genau. Nehmen wir ‚Brandmauer‘. Klingt nach Schutz und Stabilität, suggeriert Gefahr jenseits der Linie. Doch definieren wir sie? Nein. Sie muss elastisch bleiben, um mal hier, mal dort gezogen zu werden, je nach taktischem Bedarf.“
Münchhausen (grinst): „Wunderbar! Und falls jemand bemerkt, dass wir selbst noch vor Kurzem mit denjenigen paktiert haben, die nun hinter dieser Mauer stehen, erklären wir einfach: ‚Der Kontext war ein anderer‘.“
PR-Berater: „Sehr richtig! Und dann haben wir noch ‚Remigration‘. Ein Wort, das an sich nicht existiert, bis es einer benutzt. Dann erklären wir es zur dunklen Bedrohung, die zu bannen ist!“
Machiavelli: „Oder zur rationalen Maßnahme, wenn es opportun ist. Entscheidend ist: Nicht über Inhalte sprechen, sondern über die Moral der Begriffsverwendung.“
Münchhausen: „Ich liebe es! Lassen Sie mich raten: Falls jemand Kritik äußert, erklären wir ihn zum Feind der Demokratie?“
PR-Berater (begeistert): „Exakt! Und wer darauf hinweist, dass unsere Position letzte Woche noch anders war, ist ein ‚Spalter‘.“
Machiavelli: „Ich sehe, Sie lernen schnell. Und jetzt lassen Sie uns die Presse informieren. Die Debatte wird hitzig werden – aber nie produktiv.“
Münchhausen (erhebt sein Teeglas): „Auf eine harmonische Ehe zwischen Illusion und Ignoranz!“