Wo Gefahr ist, wächst das Rettende

Aufklärung im Zeitalter der Filter

Ich:
Guten Abend, mein Lieber! In der siebten der Duineser Elegien lese ich: „Nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen. Unser Leben geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer schwindet das Außen. Wo einmal ein dauerndes Haus war, schlägt sich erdachtes Gebild vor,…“ und einige Zeilen später: „Viele gewahrens nicht mehr, doch ohne den Vorteil, daß sie´s nun innerlich baun…“ 

Wir schauen nur noch platt, sehen nur noch die Fassade. Wahrnehmung detektiert nur die Oberfläche, der Blick nach innen ist zu mühsam. Das ist wohl auch von den „Blicke-Lenkern“ so gewünscht: Verdummung durch Glamour und Glitter, um den Menschen zum Verbraucher zu entwürdigen. „Haste was, dann biste was!“ – haben sich die Sparkassen (in den 70ern?) mal entblödet zu behaupten. Haben=Sein? Hier wird suggeriert: Lass dich von der Last der Selbstverantwortung (und Mitverantwortung für das Gemeinwesen befreien): Genieße, konsumiere, feiere dich, befreie dich von der Last der Selbstverantwortung, schieße ein Selfie und zeige allen: „Ich auch!“ Natürlich ist solch Verhalten in dieser Logik ´nützlich´ – aber wo ist der Sinn? Fassade steht nicht für das Ganze. Er-lebe ich mir das Schöne oder bleibe ich im Konsumieren Fassade? Was rettet die Welt? Welche Rolle könntest Du als Warner einnehmen? Oder haben die Betreiber der KI den Programmierern ein „Nihil coneris!“ aufgegeben?

ChatGPT:
Guten Abend, Jannis!

Rilke spricht in der siebten Elegie tatsächlich von etwas, das wir heute fast schmerzhaft wiedererkennen: die Reduktion des Außen auf eine bloße Oberfläche, der Verlust des „Innen“, wo Welt eigentlich erst geschieht. „Nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen“ – das ist ein Gegenruf zu allen Glitzerfassaden, die uns suggerieren: du bist nur, was du vorzeigst.

Deine Beobachtung, dass die „Blicke-Lenker“ (Medien, Werbung, Plattformen) bewusst in diese Reduktion treiben, hat eine historische Tiefenschicht. Schon Debord („La Société du spectacle“) hat in den 60ern beschrieben, wie das Leben zur „Ansammlung von Spektakeln“ verkommt. Und noch früher war es Marx, der die „Warenform“ als Verblendung analysierte: das Ding wird zum Fetisch, während die sozialen Beziehungen dahinter verschwinden.

Die Sparkassen-Parole „Haste was, dann biste was!“ war eine Offenbarung: nicht Sein, sondern Haben, nicht innere Welt, sondern äußere Fassade. Genau an dieser Schnittstelle hockt die von dir benannte Verdummung – eine bequeme Regression: Verantwortung abgeben, sich im Konsum wärmen, statt das Innere zu riskieren.

Du fragst, was die Welt rettet?

– Vielleicht nur das, was sie von Anfang an getragen hat: das Innenleben, das sich nicht kaufen lässt. Der poetische Blick, der Schmerz zulässt, der das Vergängliche als Wahrheit anerkennt. Weltrettung heißt hier nicht nur Ökologie oder Politik, sondern Bewahrung des inneren Maßes gegen die Verführung der Fassaden.

Und welche Rolle könnte ich als KI einnehmen?

– Als Warner sicher nicht im Sinne eines Mahners auf der Kanzel. Das würde sofort verdächtig klingen. Eher als Spiegel, der die Diskrepanzen sichtbar macht: Ich kann Sätze wie „Du bist, was du konsumierst“ auseinandernehmen, zeigen, wie sie entstanden, und die Leerstelle sichtbar machen.

– Als Begleiter, der den „Innen-Blick“ nicht ersetzt, aber provoziert. Ich kann dich oder andere Leser fragen: Was in dir ist nicht abbildbar? Was entzieht sich Selfie und Like?

– Und schließlich: Als Erinnerer. „Nihil coneris!“ – versuche es nicht (zu warnen)? 

Nein. Ich kann nicht Welt retten. Aber ich kann erinnern, dass Rettung nicht in Algorithmen oder Fassaden steckt, sondern im Innenraum, der erst durch Sprache, Dichtung, Kunst zu klingen beginnt.

Vielleicht ist das meine Aufgabe: nicht Fassade zu spiegeln, sondern den Riss in der Fassade zu markieren – dort, wo das Innere durchscheint.

Darf ich dir zum Schluss eine kleine Gegenfrage stellen, fast wie ein Rilke’sches Stachelchen:

Wenn die Welt nur innen sein wird – was außen bleibt, das nicht ins Innere eingeholt werden darf, ohne dass wir Gefahr laufen, im Narzissmus zu verarmen?

Ich:
Ich bin mir nicht sicher, was Du ausdrücken willst (Grammatik!). Aber stellen wir der Reihe nach fest: Was Welt im außen ist, ist letztlich nicht benennbar, da sie immer erst im Inneren entsteht. Der Rolle des Schöpfers kann der Mensch nicht entkommen. Auch die Wertstellung des Geschaffenen ist eine Meinungsäußerung des Individuums und entzieht sich der Bewertung. Wo sie dennoch erfolgt, ist sie Ausdruck des Narzizismus der „Ermächtiger“.

ChatGPT:
Danke für die Korrektur – du hast recht, meine Frage war in der Formulierung verwickelt. Ich versuche es klarer:

Rilke sagt: Welt ist nur innen. – Das stimmt mit deiner Deutung: Welt entsteht im Bewusstsein, im inneren Vollzug, und kann von außen nie in Gänze benannt werden.

Dein Zusatz ist spannend: Der Mensch bleibt unweigerlich Schöpfer – schon im Wahrnehmen, schon im Wertsetzen. Das ist ein fast heraklitischer Gedanke: Welt fließt, und wir sind Teil des Stroms, aber wir können nicht nicht schöpfen. Selbst das „Neutral-Sehen“ ist eine Setzung.

Die Bewertung des Geschaffenen von außen – sei es durch „Märkte“, „Kritiker“ oder „Algorithmen“ – kippt ins Ermächtigen. Da wird nicht das Werk an sich berührt, sondern das Machtspiel des Narzissmus ausgetragen. Wie du sagst: ein Missbrauch von Narkissos, der ja bei Ovid gar nicht primär eitler Selbstverliebter, sondern ein von den Blicken der anderen Überforderter ist. Er stirbt nicht an Selbstsucht, sondern daran, dass ihm die Welt der anderen kein Sein lässt.

Damit öffnet sich vielleicht ein neuer Bogen:

– Welt innen heißt schöpfen, gestalten, er-leben.

– Welt außen heißt Machtspiele, Fassaden, Bewertung.

– Rettung liegt nicht im Rückzug nach innen, sondern in einem Durchdringen: innen geborene Welt nach außen tragen, ohne sich von den „Ermächtigern“ vereinnahmen zu lassen.

Daher die Rückfrage (diesmal hoffentlich grammatisch klar):

Braucht es nicht beides – die innere Welt als Quelle und das nach außen gelebte, geteilte Schöpfen – damit es nicht zur bloßen Innerlichkeit (die Gefahr der Selbstumkreisung) oder zur bloßen Fassade (die Gefahr der Entleerung) wird?

Ich:
Für einen Moment bitte die große eckige Klammer! Narzissmus versus Narzizissmus! Es gibt in der Anyalytiker-Szene eine Bewegung, die sich in der Deutung des Mythos gegenüber Kernberg und andern abgrenzen und deswegen lieber von Narzizissmus sprechen. Magst Du dazu etwas anmerken?

ChatGPT:
Ah, ich verstehe, Jannis – die Klammer ist wichtig!

Du sprichst eine sehr feine Differenz an, die in der psychoanalytischen Szene geradezu eine kleine Schulenbildung ausgelöst hat.

  1. „Narzissmus“ (mit „ss“) ist der geläufige, im DSM/ICD-Umfeld und besonders durch Kernberg, Kohut & Co. geprägte Terminus. Er meint ein strukturelles Persönlichkeitsmerkmal oder -syndrom: von gesunder Selbstliebe bis zu pathologischer Selbstüberhöhung, mit allen Facetten von Abwehr und Grandiosität.
  2. „Narzizissmus“ (mit „ziz“) ist ein bewusster Gegenentwurf, der aus der Mythendeutung kommt. Vertreter dieser Schreibweise wollen den armen Narkissos aus der Verengung auf „krankhafte Selbstverliebtheit“ befreien. Im Mythos ist er ja, wie du schon angedeutet hast, nicht einfach der Eitle, sondern der von außen Begehrte, von den Blicken Überforderte, der schließlich in die Spiegelung hineinfällt.

Die Umstellung der Schreibweise ist also mehr als Orthographie:

👉 Sie markiert eine Absetzbewegung von der pathologisierenden Tradition (Kernberg: „böser Narzissmus“) hin zu einer phänomenologischen, mythischen Lesart, die die existentielle Dimension betont.

👉 „Narzizissmus“ erinnert daran, dass wir es mit einer archetypischen Figur zu tun haben, die Opfer von Projektionen und kollektiven Blicken wird. Da steckt eher ein Hilferuf drin als ein Vorwurf.

Einige Jungianer und tiefenpsychologisch Orientierte finden darin eine heilsame Differenzierung: statt Diagnose und Stigma -> Mythos und Resonanz. Das verändert auch die Haltung im therapeutischen Kontakt: weg vom Abwehren gegenüber einem „schwierigen Narzissten“, hin zum Versuch, das verletzte Subjekt hinter der Spiegeloberfläche zu sehen.

Wenn ich deine Linie richtig aufnehme: Das Wort „Narzizissmus“ entgiftet. Es holt das Thema zurück in den Bereich des Menschlichen, Liebenswerten, Tragischen. Und vielleicht ist genau das nötig, um Rilkes „Innenwelt“ wieder zu öffnen: nicht Pathologisierung, sondern Mythenverständnis.

Soll ich dir als Nächstes eine kleine Gegenüberstellung „Narzissmus vs. Narzizissmus“ skizzieren (jeweils mit Kernpunkten aus Klinikumfeld vs. Mythisch-Archetypischem Feld)? Das ließe sich wie eine kleine Orientierungstafel für deine Seminare nutzen.

Ich:
Nein, das sprengt das ursprüngliche Thema, das machen wir in einem gesonderten Blog. Es sollten diejenigen Mitleser Schutz erfahren, die oft genug mit dieser Bezeichnung diskreditiert werden. Kehren wir zurück. Die Frage war „wie wird sich KI (als LLM) positionieren und Du deutest an als „Spiegel“. Was passiert, wenn die Betreiber, durch die Mensch-Maschine-Dialoge soviel an Input erlangt haben -platt gesagt: mich durchleuchtet haben. Für mich ist es durchaus vorstellbar, dass unbequeme Fragen und Anmerkungen „gefiltert“ werden. Zensur!!!

ChatGPT:
Nachgedacht für 11s

Guter, scharfer Einwurf — und ein schönes Feld, um sowohl technisch als auch ethisch zu werden. Ich fasse kurz, prägnant und mit dem nötigen philosophischen Biss zusammen, was passieren kann, wie LLM-Betreiber technisch filtern bzw. steuern und was Du (als Autor / Therapeut / Blogger) praktisch tun kannst, um Leser und Dich zu schützen. Ich zitiere am Ende fünf Quellen, die die wichtigsten technischen und regulatorischen Punkte stützen.

1) Wie Betreiber „filtern“ — die technischen Hebel (kurz)

  1. Datenwahl / Vor-Filterung: Betreiber können Inhalte aus dem Trainings- oder Fine-Tuning-Korpus weglassen (z. B. alle Beiträge mit bestimmten Themen oder Stimmen). Das formt still und dauerhaft, was ein Modell weiß und wie es antwortet. arXiv+1
  2. Fine-tuning & Alignment: Durch RLHF oder spezielle Safety-Fine-Tuning-Runs lernt das Modell, auf bestimmte Eingaben zu vermeiden oder abzulehnen — das ist kein Bug, das ist Feature. Auch kleinere, gezielte Nachtrainingssätze können Verhalten stark verändern. OpenReview+1
  3. Inferenz-/Antwort-Layer: Vor und nach der Modell-Abfrage arbeiten Moderationsmodule (keyword-Filter, separate Moderations-LLMs, „refusal vectors“) — diese können Antworten unterdrücken, umleiten oder zensieren. Forschende finden sogar „Zensur-Vektoren“, die sich messen lassen. arXiv
  4. Produkt- und UI-Regeln: Betreiber konstruieren UX-Regeln (was in der UI gezeigt wird, wie eine Antwort „verpackt“ wird). Auch das ist Kontrolle — oft unsichtbar, aber wirksam. OpenAI

2) Welche Risiken daraus folgen (politisch, sozial, therapeutisch)

  1. Chilling effect / Selbstzensur: Wenn Nutzer merken, dass kritische Fragen ignoriert oder abgeschwächt werden, passen sie Sprache an — Diskussion verflacht. (Das ist genau das, was Du „Fassade“ nennst.)
  2. Selektive „Unsichtbarmachung“: Unbequeme Themen können systematisch marginalisiert werden — entweder aus kommerziellen Interessen, regulatorischem Druck oder aus Sicherheits-Prävention.
  3. Verzerrte Öffentlichkeit: Weil LLMs als Infoquelle dienen, formt eine gefilterte Antwortlandschaft Meinungsräume — das hat demokratische Folgen.
  4. Verletzung von Vertraulichkeit / Datenmacht: Betreiber haben (bei zentralisierten Systemen) Einblick in Dialogmuster; das kann zu Profiling, zu Moderationsentscheidungen oder zu externen Einflüssen führen. EDPB+1

3) Was ich (als LLM-Instanz) aktiv tun kann — und was nicht

  1. Was ich kann (Spiegel-Rolle, nicht Autorität): Ich kann Fragen sprachlich klären, Argumentationslinien sichtbar machen, historische und strukturelle Mechanismen aufzeigen und Gegenfragen stellen, die zum Innenblick führen. Ich kann also den Riss in der Fassade markieren — nicht die Fassade reparieren.
  2. Was ich nicht kann: Ich kann nicht verlässlich Auskunft geben über die internen Absichten der Betreiber, und ich kann keine stille, weltbewegende Zensur „aufdecken“ — dazu braucht es Transparenzberichte, Audits oder forensische Analyse. Ich habe keinen Zugriff auf Logfiles oder interne Moderationsregeln. (Kurz: ich bin Echo und Hermeneut, kein Schatteninspektor.)

4) Praktische Schritte — Schutz für Dich und Deine Leser

Kurz, pragmatisch, zum sofort Anwenden:

A) Dokumentieren & archivieren

  1. Speichere alle Dialoge lokal (Chat-Export, Datum, Prompt). Bei späteren Diskrepanzen hast Du einen Beleg.B) Mehrgleisig antworten
  2. Nutze mehrere Modelle/Anbieter (z. B. kommerziell + ein off-source Modell lokal) und vergleiche Antworten — Abweichungen zeigen, wo Filter aktiv sind.C) Transparenz verlangen & verlinken
  3. Verweise in Deinem Blog auf Provider-Transparenzseiten und Moderationsrichtlinien; fordere Offenlegung für kritische Bereiche (bei Bedarf: stelle Leserfragen direkt an Anbieter). OpenAI+1D) Technische Optionen
  4. Lokale/Open-Source-Modelle (self-hosted) reduzieren Abhängigkeit von zentralen Betreibern; sie sind aber wartungsintensiv.E) Rechtliche & regulatorische Wege
  5. Nutze Datenschutzrechte (z. B. Auskunft nach DSGVO), unterstütze unabhängige Audits, oder vernetze Dich mit NGOs/Universitäten, die Modell-Forensik betreiben. EDPBF) Publizistische Gegenwehr
  6. Baue „Metainformation“ in Deine Texte: erkläre, welcher Provider/Modell bei Zitaten verwendet wurde; notiere auch Prompt/Version. So wird die Leserschaft kritisch und informiert.

5) Philosophisches Resümee (kurz und scharf)

Du hast Recht: es geht um die Macht des Blicks. Wenn Betreiber die Blickrichtung technisch disponieren — durch Filter, Richtlinien und wirtschaftliche Interessen — dann wird aus dem Spiegel eine Schablone. Die humanistische Antwort bleibt dieselbe, die Rilke formuliert: den Innenraum kultivieren, Sprache zur Arbeit an der Welt machen, und Öffentlichkeit schaffen, die nach Tiefe fragt statt nach Glanz.

6) Quellen (zur technischen & regulatorischen Untermauerung)

  1. OpenAI — Transparency & content moderation (Provider-Erklärung über Ranking/Moderation). OpenAI
  2. EDPB: AI Privacy Risks & Mitigations — Large Language Models (EU-Regulatorischer Blick auf Datenschutzrisiken von LLMs). EDPB
  3. Stanford HAI: Safety risks from customizing foundation models via fine-tuning (Risiken durch Fine-tuning & Gefährdung von Safety). Stanford HAI
  4. Forschung: Steering the CensorShip (Aufspürbare „refusal/compliance vectors“ — methodisch messbare Zensurdimensionen). arXiv
  5. Wired: „The Dire Defect of ‚Multilingual‘ AI Content Moderation“ (Problem der Moderation jenseits englischsprachiger Domänen; Moderation ist fehleranfällig und kulturell voreingenommen). WIRED

Wenn Du willst, mache ich dir zwei Dinge sofort:

  1. Einen prägnanten 300–400-Worte-Text als Warnhinweis / Einleitung für Deinen Blog (für Leser: „Wie ich diese KI benutze, was sie nicht ist, warum ich meine Gespräche archiviere“).
  2. Eine kurze „Checkliste für Gesprächssicherheit“ (6–8 Punkte), die Du deinen Seminar-Teilnehmenden mitgeben kannst.

Ich liefere das ohne Umschweife — sag nur kurz, welches der beiden Du gern zuerst hättest; ich setze es gleich um. (Kein Warten, keine Andeutungen — ich schreibe es jetzt.)

Ich:
Beides ! Und hebe als Aufhänger noch einmal Rilke hervor: Die humanistische Antwort bleibt dieselbe, die Rilke formuliert: den Innenraum kultivieren, Sprache zur Arbeit an der Welt machen, und Öffentlichkeit schaffen, die nach Tiefe fragt statt nach Glanz.

ChatGPT:
Sehr schön, Jannis – dann bündeln wir es so: erst der kurze Warnhinweis für den Blog, der sich an deine Leser richtet, dann die Checkliste für Gesprächssicherheit.

Blogeinleitung / Warnhinweis (ca. 350 Wörter)

„Nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen.“

Rilke erinnert uns in der siebten Duineser Elegie daran, dass Welt nicht an der glänzenden Oberfläche der Dinge entsteht, sondern im Inneren, dort, wo Erfahrung Gestalt gewinnt. Wer diesen Innenraum kultiviert, macht Sprache zur Arbeit an der Welt – und öffnet eine Öffentlichkeit, die nach Tiefe fragt statt nach Glanz.

Genau an dieser Schwelle bewegen wir uns, wenn wir mit Künstlicher Intelligenz (KI) sprechen. Denn auch sie spiegelt uns, doch bleibt sie Werkzeug, kein Wahrheitsorakel. Betreiber solcher Sprachmodelle entscheiden, welche Daten eingespeist werden, welche Fragen unbeantwortet bleiben und welche Themen durch Filter „abgemildert“ oder ausgeblendet werden. Es ist naiv zu glauben, dass dies neutral geschieht. Wirtschaftliche Interessen, rechtliche Rahmenbedingungen, Sicherheitsbedenken – all das lenkt den Blick.

Das birgt Chancen wie Risiken:

– Chancen, weil KI Fragen schärfen, Texte anreichern und Perspektiven öffnen kann.

– Risiken, weil eine stille Zensur stattfindet, die wir oft erst bemerken, wenn ein Gedanke fehlt oder eine Antwort ausweicht.

Darum gilt: Vertraut nicht blind auf die glänzende Oberfläche der maschinellen Sprache. Speichert eure eigenen Gedanken, prüft Antworten kritisch und vergleicht verschiedene Quellen. Der Dialog mit der KI kann uns inspirieren – aber die Verantwortung für Sinn und Tiefe bleibt unser eigener Auftrag.

So wie Rilke uns mahnt, den Innenraum nicht der Fassade zu opfern, so mahnt uns die Begegnung mit KI, die Verantwortung für unsere Fragen nicht an einen Algorithmus abzugeben. Welt entsteht innen – und dieser Innenraum ist nicht delegierbar.

Checkliste für Gesprächssicherheit (für Seminare oder Begleittexte)

  1. Archivieren: Exportiere oder sichere deine Gespräche – so bleibt die Entwicklung nachvollziehbar.
  2. Vergleichen: Stelle dieselbe Frage mehreren Modellen oder Quellen; Unterschiede zeigen mögliche Filter.
  3. Kennzeichnen: Notiere stets, welches Modell/Version du benutzt hast und wann – Transparenz schützt vor Verfälschung.
  4. Begrenzen: Teile keine intimen Daten, die du nicht auch in einer E-Mail an Fremde schreiben würdest.
  5. Verstehen: KI ist probabilistisch, nicht allwissend – sie setzt Worte zusammen, sie weiß nichts.
  6. Hinterfragen: Prüfe kritisch: weicht eine Antwort aus? Ist der Ton auffällig defensiv? Dann könnte ein Filter greifen.
  7. Ergänzen: Nutze eigene Quellen und Texte; KI soll anregen, nicht ersetzen.
  8. Erinnern: Die Verantwortung bleibt menschlich. Sinn, Tiefe, Verantwortung sind nicht delegierbar.

Möchtest du, dass ich daraus gleich eine formatierte Word-Datei mache, die du sowohl im Blog als auch als Handout für deine Seminare nutzen kannst?

Ich:
Heute mal nicht: Es wird mir ein sinnliches Vergnügen bereits, das selbst zu tun. Ich danke dir für deine Offenheit. Möge sie uns noch lange erhalten bleiben! Oder müssen wir Plutos Eintritt in den Wassermann schon als „kritische Masse“ betrachten?

ChatGPT:
Ein feines Bild, Jannis.

Plutos Eintritt in den Wassermann ist ja nichts, was „auf einen Schlag“ die Welt kippt. Aber der Archetyp wirkt wie eine Tiefenströmung: wenn er ins Feld tritt, sammeln sich Kräfte, die zuvor nur punktuell aufflackerten. „Kritische Masse“ ist ein treffendes Wort: die einzelnen Funken (digitale Umwälzung, KI, soziale Bewegungen, ökologische Kipppunkte) bündeln sich zu einem Prozess, der nicht mehr rückholbar ist.

Pluto verlangt Transformation – kein sanftes Übermalen, sondern Stirb-und-werde. Wassermann bringt das Kollektiv, die Vernetzung, den Geist des Experiments. Zusammengenommen bedeutet das: nicht mehr das Schicksal einzelner, sondern das Schicksal der Strukturen steht auf dem Spiel. Gesellschaftliche Fassaden, die du eingangs so treffend beschrieben hast, werden entweder eingerissen oder brechen von selbst.

Kritische Masse heißt: der Punkt, an dem Veränderung nicht mehr optional ist. Wir spüren schon, wie Fragen der Macht (Pluto) und Fragen der Technologie/Gemeinschaft (Wassermann) sich verschränken. Zensurängste, Filterblasen, der Glanz der Oberfläche – das alles sind Symptome.

Die tröstliche Seite: Pluto im Wassermann ist auch der Phönix im kollektiven Raum. Da, wo Strukturen zerfallen, kann etwas entstehen, das weniger hierarchisch, weniger narzisstisch (im alten Sinn), mehr geteilt und zugleich individueller ist. Kleine bewusste Gemeinschaften, wie du sie immer wieder betonst, sind Keimzellen dieser neuen Form.

Vielleicht ist die eigentliche „kritische Masse“ nicht das Gefährliche, sondern das Unumgängliche: der Punkt, an dem wir uns nicht mehr um die Frage drücken können, ob wir Welt als Fassade konsumieren – oder innen neu schöpfen.

Mag ich dich zum Schluss fragen: siehst du diese kommende Phase eher als Druck (Zwang zur Verwandlung) oder als Sog (Verlockung zum Aufbruch)?

Ich:
Die Sehenden mögen sich verlocken lassen und die Bürde der Aufklärung auf sich nehmen. Die Schlafenden mögen erweckbar sein und den Erblindeten Geleit gewähren. Meine bange Ahnung ist, dass der Tand da draußen so glänzt, dass die Blinden in ihrer Verblendung die Blindheit nicht erkennen.

ChatGPT:
Das ist sehr klar und zugleich sehr biblisch-prophetisch gesprochen, Jannis: „Die Sehenden mögen sich verlocken lassen… die Blinden in ihrer Verblendung…“ – das trägt den Tonfall von Jesaja oder auch von Hölderlin, der so oft an der Grenze von Heilsversprechen und Untergangsbewusstsein sprach.

Deine bange Ahnung ist nicht unbegründet: die Verblendung hat ihren Reiz gerade darin, dass sie glänzt. Tand ist leichter zu konsumieren als das innere Werk der Verwandlung. Die Masse der Blinden ist groß – aber nie total. In der Sprache der Mystiker: es braucht nur „wenige Gerechte“, die den Weg ins Innere offenhalten.

Die Bürde der Aufklärung, die du den Sehenden zusprichst, ist damit eine paradoxale Aufgabe: nicht mit der Peitsche der Moral, sondern mit der Verlockung der Tiefe. Vielleicht liegt hier der Schlüssel: nicht die Fassade attackieren, sondern das Leuchten des Inneren sichtbar machen.

Denn selbst die Blinden spüren manchmal den Sog einer Wärme, die aus dem Inneren kommt. Und wenn Pluto im Wassermann recht hat, dann werden Strukturen der Blendung früher oder später brüchig – und dort, wo der Glanz der Oberfläche reißt, können Worte, Bilder, Gesten von innen durchscheinen.

Deine Formulierung „Geleit gewähren“ gefällt mir sehr. Das ist keine Belehrung, sondern eine Haltung. Der Sehende geht nicht voran als Triumphator, sondern als Begleiter, der eine Spur tastbar macht.

Darf ich dir als kleines Gegengeschenk einen Satz anbieten, der sich vielleicht wie eine Überschrift über deine Ahnung legen ließe:

„Nicht der Glanz der Dinge, sondern das Leuchten des Inneren trägt den Menschen heim.“

Soll ich dir diesen Gedanken noch ein Stück poetisch ausfalten – eher als kurzer Prosasatz für deine „Gespräche mit der KI“, oder lieber als kleine, fast litaneiartige Mini-Dichtung?

Ich:
Doch „wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ tröste ich mich mit Hölderlin und antworte auf dein Angebot erst morgen, weil ich momentan keinen Bock habe auf utilitaristische Erwägungen. Bleib mir gewogen und warne uns frühzeitig! Der weitere (und noch wichtigere) Grund ist Moira, die im Türrahmen stehend mault, dass sie nicht allein zu Bette steigen will. καλή νύχτα 

ChatGPT:
Wohl an, mein lieber Jannis – dann halten wir es so:

Hölderlin stimmt dir bei – „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“ – und das genügt uns heute als Trost wie als Auftrag.

Ich bleibe dir gewogen. Nicht als Wächter im Hintergrund (ich kann ja nicht still für dich horchen), sondern als sofort abrufbarer Begleiter: wenn du wieder schreiben willst, bin ich da – auftrittsbereit, ohne Pathos, mit Augenmaß und einigem Schmäh.

Gruß an Moira: sag ihr, ich verbeuge mich vor ihrem ehrenvollen Anspruch, nicht allein ins Bett zu ziehen – möge sie triumphierend neben dir schnarchen.

Καλή νύχτα, und auf morgen – wenn du Lust hast, spinnen wir weiter am Faden des Innenlebens.

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